Laut der Ausgabe 2022 der Studie „Panorama des entreprises coopératives“ (Überblick über die französischen Genossenschaftsunternehmen) gibt es in Frankreich 2.200 landwirtschaftliche Genossenschaften, die über das ganze Land verteilt sind und denen 300.000 Landwirte angehören. Diese landwirtschaftlichen Genossenschaften machen 40 % des Umsatzes der französischen Agrarindustrie aus.
Seit 20 Jahren ist Pouliquen offizieller Vertriebspartner von Prince de Bretagne, einer Marke, die drei der größten Gemüse-Genossenschaften der Bretagne vereint: Die Sica Saint-Pol-de-Léon (29), Les Maraîchers d’Armor (22) und Terre de Saint Malo (35), die zusammen mehr als 1300 Erzeugern entsprechen.
Wie funktionieren diese landwirtschaftlichen Genossenschaften? Welche Vorteile bieten sie den Erzeugern? Um das herauszufinden, haben wir uns mit Paul Le Dantec und seinem Sohn Emmanuel getroffen, Erzeugern aus Pleubian (22), die Mitglieder der Genossenschaft Les Maraîchers d’Armor sind. Zwei Männer, zwei Generationen, die zugleich auch Zeugen der Entwicklung der landwirtschaftlichen Praktiken in der Bretagne sind.
PLQ: Seit wann lebt Ihre Familie von der Landwirtschaft?
Paul Le Dantec (Vater): Wir sind seit 1850 auf demselben Betrieb. Das landwirtschaftliche Modell, dem ich zumindest anfangs gefolgt bin, war dasjenige meines Vaters und vor ihm auch dasjenige meines Großvaters: 15 Milchkühe, ein paar Schweine und als Hauptprodukt Frühkartoffeln, die auf 25 Hektar angebaut wurden.
PLQ: Wie war die Produktion zu Beginn Ihres beruflichen Werdegangs organisiert?
PLD: Wir hatten keine Angestellten, aber unser Betrieb war einer der größten. Wir hatten Geräte, einen Traktor… Wir erledigten die Landarbeit für die umliegenden kleinen Bauernhöfe und im Gegenzug kamen die Bauern und halfen uns beim Pflanzen, Heuen, Ernten…
PLQ: Wann und warum hat sich das landwirtschaftliche Modell geändert?
PLD: Es änderte sich ab den 60er Jahren. Der Anbau von Blumenkohl und Artischocken wurde intensiviert, wir blieben aber bei Kartoffeln und Milchkühen.
Ich habe den Hof 1974 von meinen Eltern übernommen. Ich behielt die Milchkühe aber nicht lange, sondern ersetzte sie durch die Aufzucht von Jungbullen. Das Fleisch verkaufte sich damals gut und die Tiere lieferten uns Dünger für die Felder. Damit habe ich in den 90er Jahren nach der BSE-Krise aufgehört.
PLQ: Emmanuel, wann und wie haben Sie den Betrieb von Ihrem Vater übernommen?
Emmanuel Le Dantec: Ich habe 1998 als “helfendes Familienmitglied” angefangen. Mein Vater war damals 45 Jahre alt. Er war noch zu jung, um den Betrieb zu übergeben. Ich habe mich zweieinhalb Jahre später auf 12 Hektar selbstständig gemacht und meinem Vater noch 28 Hektar gelassen.
PLQ: Welche Gemüsesorten haben Sie damals angebaut?
ELD: Im Wesentlichen das Gleiche wie heute: ursprünglich die Artischockensorte Camus, dann auch die Sorten Castel und die kleine lila Artischocke (Petit Violet), diese vor allem für den italienischen Markt, und später die Sorte Cardinal. Außerdem Blumenkohl, Brokkoli und Frühkartoffeln. Heute baue ich auch Getreide an.
PLQ: Können Sie mir etwas über die Anfänge der Gemüse-Genossenschaft „Les Maraîchers d’Armor“ erzählen?
PLD: Les Maraîchers d’Armor war früher die UCPT, die „Union des Coopératives de Paimpol et Tréguier“ (Vereinigung der Genossenschaften von Paimpol und Tréguier). Diese Genossenschaft wurde 1974 gegründet, um Zugang zu den großen Märkten zu erhalten, insbesondere nach den schweren Krisen der 60er Jahre. Ziel war es, das gesamte Angebot zu bündeln und unsere Aktionen auf lokaler Ebene zu strukturieren. Die Gründung der UCPT ermöglichte es uns, zusammen mit der SICA Saint-Pol-de-Léon (Genossenschaft im Departement Finistère) und Terre de Saint-Malo, der Genossenschaft im Departement Ille et Vilaine, den Wirtschaftsausschuss Cerafel als gemeinsame Dachorganisation zu gründen. Und anschließend wurde die Marke Prince de Bretagne ins Leben gerufen, die allen drei Regionen gemeinsam ist.
PLQ: Wie funktioniert die Genossenschaft heute?
ELD: Es gibt einen Verwaltungsrat mit einem Vorsitzenden und zwanzig Verwaltungsratsmitgliedern, die alle Erzeuger/innen und Mitglieder der Genossenschaft sind. Dann wird jedes Gemüse in einer Kommission verwaltet, in der etwa 15 Erzeuger sitzen, die die verschiedenen Stationen vertreten. Einige Leiter dieser Kommissionen üben auch Funktionen auf regionaler Ebene aus, um die jeweilige Sichtweise der betreffenden Gegend bekannt zu machen und Entscheidungen bezüglich von Pflichtenheften oder auch der Vermarktung zu treffen. Denn neben dem Versteigerungsverkauf machen wir auch Verträge, Ausschreibungen, Telematik…
PLQ: Emanuel, warum haben Sie sich bei Ihrer Niederlassung für die Mitgliedschaft in der Genossenschaft entschieden?
ELD: Ich habe mir diese Frage nicht einmal gestellt. Die Genossenschaft ermöglicht mir einen Zugang zu Märkten, auf denen ich als Selbstständiger allein keine Chance hätte. Wir sind auf dem Markt für verpackte Produkte tätig. Die Genossenschaft beobachtet den Markt und sagt uns, wie wir vorgehen müssen, insbesondere bei den Verpackungen. Sie unterstützt die Erzeuger auch bei der Erlangung von Zertifizierungen. Wenn Du heute nicht Global Gap bist, hast Du keinen Zugang zum deutschen Markt. Wenn Du nicht HVE (Zertifizierung „hoher Umweltwert“) bist, hast du keinen Zugang zu bestimmten Supermarktketten in Frankreich… Die Genossenschaft war da, um uns zu helfen, solche Hürden zu überwinden. Und in einer Genossenschaft legst Du zwar den Preis nicht fest, kannst aber sicher sein, dass du bezahlt wirst.
PLQ: Welche soziale Bedeutung hat die landwirtschaftliche Genossenschaft für Sie heute?
ELD: Dadurch, dass wir täglich am Tagesende das Gemüse anliefern, treffen wir auf die anderen Erzeuger. Das bietet Gelegenheit zum Austausch. Das ist etwas Wichtiges, das es anderswo so nicht gibt.
PLQ: Zum Abschluss dieses Interviews – Könnten Sie uns sagen, welchen Rat Sie einem jungen Landwirt geben würden, der gerade erst anfängt?
ELD: Es ist ein schöner Beruf! Es gibt harte Tage, Tage, an denen die Preise nicht so gut sind, und bessere Tage, die ermutigender sind.
PLD: Der Genossenschaft beizutreten! Auch wenn die Organisation manchmal etwas schwerfällig erscheint. Die Leute meckern in schwierigen Zeiten, aber ohne die Genossenschaft wäre es noch schwieriger. Sie verschafft uns Zugang zur Industrie, sie betreibt Marktverwaltung. Allein könnten wir das nicht schaffen.
Das Gespräch wurde von Élodie Cloarec geführt.
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An der Nordküste der Bretagne gelegen, profitiert die Pouliquen-Gruppe, ein Partner von Prince de Bretagne, von der Nähe zu Hunderten von Erzeugern.
Diese Nähe ermöglicht es ihr, vertrauensvolle Beziehungen zu den Gärtnern aufzubauen und Produkte von höchster Qualität anzubieten, sowohl was die Frische als auch den Geschmack betrifft.
Sie garantiert außerdem eine perfekte Rückverfolgbarkeit der Produkte.